Antisemitismus

Die treffendste Beschreibung für Antisemitismus ist Hass gegen das jüdische Volk, ein Volk, mit dem Gott durch seinen Sohn, den Messias in seiner Mitte, der Menschheit den Weg zurück in die Geborgenheit ihrer Herkunft ebnen will.

Ausgerechnet dieses Volk! „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe.“ (Joh 3,16). Das Bekenntnis eines liebenden Vaters. Dagegen zieht der Feind alle Register, um alle zu eliminieren, die seiner Herrscht auf dieser Erde entgegenstehen: Den Messias, die Autorität der Heiligen Schrift, das Volk Israel und die Gemeinde Jesu. Gott sondert sich Isra-El, den Gottesstreiter, vor allen Völkern aus. Bereits Balak versuchte auf okkultem Wege dieses so andere Volk zu verfluchen (4. Mo 22). Und für Haman war dieses Abgesondertsein der persischen Juden Grund genug, ihre Vernichtung zu fordern (Ester 3). Juden gab es im Römischen Reich bereits im 2. Jahrhundert v. Chr. Obwohl sie ihren Lebensraum als Vaterland verstanden, waren sie dennoch im Glauben auf ihr eigentliches Vaterland Eretz Israel und Jerusalem ausgerichtet. Der Seleukide Antiochus IV Epiphanes versuchte vergeblich, Judäa zu hellenisieren (etwa 160 v. Chr.) Auch der Untergang des jüdischen Staates und die Zerstreuung dieses dann versklavten Volkes ins weite Römische Weltreich ab 70 n. Chr. verschärfte den Konflikt zwischen Judentum und Hellenismus weiter. Nach der Auffassung der Antike war dieses besiegte Volk seiner Identität beraubt, war doch ihr Glaube, die Mitte ihres Lebens, von Zeremonialgesetzen und einem bildlosen und daher unbegreiflichen Kult getragen. Sie galten als minderwertig und verachtet. Es gab bereits in der Antike antisemitische Schriftsteller, aber auch ihnen wohl gesinnte Staatsmänner wie Cyrus, Alexander der Grosse, Cäsar und andere. Aber es gab noch keine antisemitische Volksbewegung. Systematischer Antijudaismus tritt erst mit dem Christentum auf, als die junge Kirche das Ende des Tempeldienstes und den offensichtlichen Untergang Israels als Gottes Strafe deutete: Alle Verheissungen seien an die Kirche gegangen. Sie sei das neue, das geistliche Israel. Mit dieser Theologie des Ersetzens (Ersatztheologie) verunstaltete die Kirche Jesu Antlitz zum Feindbild und nahm dem Volk Israel damit die Möglichkeit, ihn als Messias zu erkennen. Überdies gab sie dem Juden Jesus eine neue, christliche Biographie und das Bildnis des blauäugigen Erlösers. Diese Theologie bestimmte die judenfeindlichen Exzesse des Mittelalters, die antijüdische Gesetzgebung, die Ghettoisierung, die blutige Verfolgung und Vertreibung, die Ritualmordlügen, die Anschuldigung der Hostienschändung, die Verteufelung der Juden überhaupt. Erst im 19. Jahrhundert wird der religiös bestimmte Antisemitismus aufgrund der bürgerlichen Emanzipation der Juden von einem wirtschaftlich motivierten Antisemitismus abgelöst, erreicht aber seinen absoluten Höhepunkt im nationalsozialistischen Rassenwahn, was sich in der systematischen Judenvernichtung mit sechs Millionen Opfern manifestierte und den dämonischen Ursprung des Antisemitismus offenbarte. Dabei griff der Nationalsozialismus zur Rechtfertigung gern auf Luthers masslos antisemitische Schriften zurück. Die Ersatztheologie wird heute zwar nicht mehr direkt gelehrt, aber vielerorts weiter gelebt, z.B. mit dem Argument, Israel habe wohl heilsgeschichtliche Bedeutung in alttestamentlicher Zeit gehabt und vielleicht noch einmal in Zukunft. Aber im Zeitalter der Kirche stehe das heutige Israel in keinem Zusammenhang mit der Heilsgeschichte. Nach dieser Auslegung liesse sich z.B. die Heimkehr aus dem Exil nicht als sich jetzt erfüllende Prophetie erklären. Der Lehre und Predigt mangelt es heute an Themen zum Heilsplan, so als ginge es nur um Evangelisation und Pflege der Glieder der Kirche. Als sei die Not Israels nicht als „Wehen des Messias“ für die Wiederherstellung Israels zu verstehen. Könnte die ungenügende Aufarbeitung der Holocaust-Tragödie mit dem Niedergang des sog. Christlichen Abendlandes zu tun haben? Durch ihr Pfingsten müsste die Kirche im Stande sein, zu erkennen, dass Gott sein Volk zu keiner Zeit verworfen hat. „Ja, sollten wir denn dann unseres Bruders Hüter sein?“ Der Zustand der Kirche scheint ihren Blick selbst nach dem Grauen des Holocaust für den wahren Hintergrund des heutigen Nahostkonflikts erneut zu trüben. Ihr Schweigen erfüllt den Himmel, ein Schweigen, das schreit wie das Blut Abels. „Die Juden sind unser Unglück“ hiess es vor dem Holocaust. „Israel ist unser Unglück“, tönt es seit 1947/48 aus dem islamischen Raum. Der iranische Präsident Ahmadinedschad setzte 2005 mit dem Schlagwort „Eine Welt ohne Zionismus“ einen neuen Akzent. Die Juden mögen überall leben, nicht aber als zionistisches Gebilde im Gebiet Palästina, denn das widerspricht dem Traum der Wiederbelebung des islamischen Kalifats im Nahen Osten. So versteht sich die Zwei-Staatenlösung als Zwischenschritt zur Liquidation Israel, als zwischenzeitliches islamisches Zugeständnis an westliches humanistisches, politisches Denken. Und dies obwohl der Koran dem Volk Israel das verheissene Land zuspricht (Sure 5, 20-21 (22-23). Die Bibel erklärt, der Gott Israels sei der Eigentümer, der es dem Volk Israel eidesstattlich zum ewigen Besitz übertragen habe (1.Mo 17, 7-8), nahezu 2600 Jahre bevor das Land im Namen des Islam erobert worden war. Dieses Schlagwort „Eine Welt ohne Zionismus“ trifft den Kern der Infragestellung Israels überhaupt, hiesse es doch das Volk Israel vom Judentum, vom Jüdischsein zu trennen, von seinem Glauben, seinen Traditionen, seinen Bündnissen mit Gott, von seiner messianischen Hoffnung, vom Heil, das aus den Juden kommt, von seinem heilsgeschichtlichen Auftrag, von Jerusalem, von Zion, dem Thron Gottes auf Erden. Damit wird auch die Identität des Königs der Juden hinterfragt, er, der der Inbegriff Israels ist, in dem sich die Gottessohnschaft des Volkes Israel verwirklicht. Damit wird auch die Bedeutung der Alijah, die Heimkehr der Juden aus ihrem 2000 Jahre währenden Exil, als Störfaktor, als Ärgernis im Friedensprozess des Nahen Ostens verstanden. Dabei ist dies ein zentrales Thema im Alten Testament. Gott prophezeit, die Kinder Israel aus ihrer Gefangenschaft herauszulösen. Ja, er fordert die Völker auf, sie auf den Schultern nach Hause zu bringen. In letzter Konsequenz ist Antizionismus Gotteslästerung. Die islamischen Diktaturen fordern den Westen heraus, seine Befangenheit abzulegen und die Gaskammern endlich als Märchen zu akzeptieren. Nicht der Holocaust-Leugner hat sich zu rechtfertigen, sondern die Unterdrücker der vermeintlichen Wahrheit, wie argumentiert wird. Der iranische Präsident als Hauptagitator vertauscht die Rollen: Er wird von den Muslimen wie ein Menschenrechtler verstanden. Er erlebt nicht Isolierung, sondern Zustimmung im gesamten arabischen Raum. Die Vernichtungspläne, die Hitler und al-Husseini, der Grossmufti von Jerusalem, während des Zweiten Weltkrieges gemeinsam schmiedeten, finden heute ihre Bestätigung und erwartete Fortsetzung zur Endlösung. Dem entsprechend ist Hitlers „Mein Kampf“ in den Buchhandlungen der islamischen Welt ein Bestseller. Der islamische Antisemitismus und Antizionismus schürt im ganzen arabisch-islamischen Raum Hass gegen Israel. Auch die Palästinensische Autonomiebehörde (PA) und die Hamas im Gazastreifen lehnen in ihrer Charta Israel konsequent ab. In den palästinensischen Schulbüchern ist Israel seit Jahrzehnten nicht existent. Aber auch in der westlichen Welt hat Hass auf Israel durch Schulbücher Eingang gefunden. „Europäische Lehrende führen bei jungen Seelen Gehirnwäschen mit eklatanten antiisraelischen Gesinnungen durch“ (Manfred Gerstenfeld, 30.10.2011; http://heplev.wordpress.com/2011/11/04/werbung-fur-den-hass-auf-israel/). Die westliche Welt beteiligt sich an der Finanzierung palästinensischer Schulbücher. Wie sollte der Westen da die falsche Einstellung im eigenen Lehrmaterial korrigieren?! Sie selbst trägt zur Bildung einer neuen Generation von Israelhassern und Antisemiten bei. >„Die Wurzeln der Vereinten Nationen liegen in der Asche des jüdischen Volkes.[…] Doch heute bieten sie jenen Nationen eine Plattform, die den Opfern der Nazis unterstellen, die Nazis des 21. Jahrhunderts zu sein“. Ihre Mitglieder haben die Vision, Schwerter zu Pflugscharen umzuschmieden (Micha 4,3), was jedoch dem Messias Israels vorbehalten sein wird. Bis dahin sorgt die islamische Fraktion in der Vollversammlung und vielen Untergremien dieser Organisation für die Verurteilung Israels. Ganz grundsätzlich leidet die Berichterstattung über den Nahostkonflikt unter der Vereinfachung der komplexen Realität. Einseitige Bildberichte, Kommentare, Lagebeurteilungen statt wertneutrale Informationen. Solidarisierung statt neutrale Aufklärung sind Angriffe auf Objektivität, sind Wasserträger gegen Gerechtigkeit, sind Totengräber der Wahrheit. Zeitdruck, kommerzielles Kalkül, politische Überlegung, all das sollte die Verantwortung gegenüber dem ahnungslosen Empfänger nicht ausstechen. Doch die Realität ist, dass Israel seit Jahrzehnten den Medienkrieg verliert. Unsere Medien und Regierungen und schliesslich die Gesellschaft erliegen der gezielten islamischen, demagogischen Kriegsführung gegen die Juden und ihren Staat. Längst sind wir die Verführten, offenbar nicht mehr willens, der andauernden, systematischen Geschichtsverfälschung über das Judentum zu widersprechen. Längst sind wir nicht mehr bereit, den Lügen in den palästinensischen Schulbüchern die Finanzierung zu verweigern. Längst ist die Androhung von Konsequenzen wegen der Infragestellung von Israels Existenzberechtigung politisch nicht mehr korrekt. Das ist Duldung von Antisemitismus global. Zur antisemitischen Hetze trägt heute das Internet bei. Tausende Seiten mit rechtsradikalem und antisemitischem Hintergrund bevölkern die Datenautobahnen nahezu gebühren- und straffrei. Diese Hasser sind Sender und Empfänger zugleich, erleben ihre Botschaft als realen Dialog und können gleichzeitig anonym bleiben, brauchen nur wenige Schlüsselbegriffe für einen gemeinsamen Nenner als weltumspannenden Code gegen das Judentum. Ein Schlüssel der Blendung der Menschheit gegen Israel ist heute die sog. „Durban-Strategie“, ein Bündel weltweiter Kampagnen unter dem Label Boykotte, Legitimations-beraubung/Kapitalentzug und Sanktionen (BDS). Nichtregierungsorganisationen (NGO’s), weitgehend durch Regierungen gesponsert, Gewerkschaften und Kirchen fungieren als Geldgeber und halten die BDS-Bewegung am Leben, die ihren eigentlichen Durchbruch an der UN-Durban-Konferenz von 2001 erlebte. Auf dieser Grundlage erweitern die pro-palästinensischen Gruppen und NGO’s vor allem im Westen ihre Anstrengungen zu wirtschaftlichem und kulturellem Boykott gegen Israel, besonders gegen Israels akademische Institutionen. Die NGO’s, viele Zehntauende weltweit, sind eigentlich eine Art moralisches Weltgewissen, ein Informationsdienst nicht bloss um der Umwelt, sondern um der Wahrheit willen. Doch ihnen wird durch ihre Sponsoren politische Macht gegeben, die in Kritik gegen Israel umschlägt mit dem gleichen ethischen Anspruch, Unterdrückten Gerechtigkeit zu verschaffen. Wie kann man legitime Kritik an Israel von Antisemitismus unterscheiden? Ist es rechtens, Israelis mit Nazis zu vergleichen? Palästinensische Flüchtlingslager mit Auschwitz? Das Existenzrecht Israels als souveräner Staat in Frage zu stellen? Gezielte Terrorakte und militärische Operationen dagegen als Gewalt und Gegengewalt zu bezeichnen? Oder gar als Holocaust? Und zivile Terroropfer als legitime Ziele im palästinensischen nationalen Kampf? Ist es rechtens, einzig Israel der Menschenrechtsverletzungen zu bezichtigen und die eigentlichen Verletzungen totalitärer Staaten totzuschweigen? All das ist nicht bloss Heuchelei, es ist Antisemitismus gegen Gottes auserwähltes Volk. Aus den Wurzeln der pietistischen Protestanten des 16. und den englischen Puritanern des 17. Jahrhunderts ist der Christliche Zionismus gewachsen. Die Bibel belegt die Rückkehr der Juden von den vier Enden der Erde ins Land ihrer Väter und prophezeit das Ende ihres Jahrtausende währenden Exils und die Wiederherstellung Israels. Die Vorstellung, dass der Exodus im Zeitalter der Kirche heilsgeschichtlicher Anknüpfung in Gottes Plan für Israel sein könne, erfährt durch die Kirche im Nahen Osten Opposition. Zitat: „Es gibt keinen Platz für den christlichen Zionismus im Mittleren Osten [der Nahe Osten], er muss von der Weltkirche hinaus geworfen werden, weil er eine gefährliche Verdrehung und eine grosse Abweichung vom wahren christlichen Glauben ist, der sich auf Jesus konzentriert. Christlicher Zionismus verteidigt ein national-politisches Pogramm, das die jüdische Rasse als überlegen ansieht.“ (Dr. Riad Jarjour, Generalsekretär des Komitees der Kirchen des Mittleren Ostens). Solchen und anderen Überzeugungen werden von den Kirchen des Westens nicht widersprochen. Das muss als christlicher Antisemitismus verstanden werden. In dieser Welt wird Antisemitismus erst in der Regierungszeit des Messias eliminiert sein. Aber bis dahin haben wir die Verpflichtung, Antisemitismus zu überwinden und ihn zu bekämpfen, statt ihn schweigend zu dulden. Da der Kampf jedoch nicht gegen Fleisch und Blut geht, brauchen wir die Hilfe Jesu, dem Messias Israels.

Michael Böhme